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Mit Epidemiologie gegen Epidemien

Preis für translationale Infektionsforschung 2022 des DZIF geht an Gérard Krause

Die COVID-19-Pandemie hat die Bedeutung der Epidemiologie für die Infektionsforschung noch einmal hervorgehoben. Daher überrascht es nicht, dass der Preis für translationale Infektionsforschung 2022 des Deutsche Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) an einen Epidemiologen geht. Prof. Dr. Gérard Krause, Leiter der Abteilung für Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, wird mit dem 5.000 Euro dotierten Preis für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Infektionsepidemiologie ausgezeichnet. Hierbei steht vor allem das Surveillance, Outbreak Response Management and Analysis System – kurz SORMAS – im Mittelpunkt. Dieses entwickelte Prof. Krause im Zuge der Ebola-Epidemie 2014/2015 zusammen mit Partnern aus Deutschland und Nigeria. Das System konnte mittlerweile in verschiedenen Epidemien seine Nützlichkeit bei der Ausbruchserkennung und Koordination von Bekämpfungsmaßnahmen unter Beweis stellen. Während der COVID-19-Pandemie kam es auch in Deutschland zum Einsatz. Anlässlich der Auszeichnung haben wir mit Prof. Krause über die Bedeutung der Epidemiologie, transsektoraler Zusammenarbeit und Hürden für den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis gesprochen.

Herr Krause, Sie sind Epidemiologe. Was genau zeichnet dieses Fachgebiet aus?

Krause: Die Epidemiologie erforscht gesundheitliche Aspekte auf Bevölkerungsebene, hauptsächlich mit dem Ziel der Prävention. Die Epidemiologie ist keineswegs auf Infektionskrankheiten beschränkt, aber mein Arbeitsgebiet ist tatsächlich die Infektionsepidemiologie.

Warum ist die Epidemiologie so ein wichtiges Tool, wenn es um die Prävention und die Bekämpfung von Epidemien/ Pandemien geht?

Krause: Die Besonderheit bei Epidemien ist ihre rasche Verbreitung. Genau darin liegt auch das Potential der Epidemiologie, weil mit ihr Infektionsquellen gestoppt und Verbreitungen eingedämmt werden können. In der Infektionsepidemiologie muss man sehr schnell und flexibel sein, zugleich hat man aber, wie kaum in einem anderen Gebiet der Medizin, eine sehr hohe Chance die Krankheitslast in großem Maßstab zu senken.

Mit SORMAS haben sie eine open source Software entwickelt, die Gesundheitsbehörden weltweit beim Management von Epidemien helfen soll. Diese Software ermöglicht auch viele Schnittstellen, z.B. zwischen Laboren, Gesundheitsämtern und Krankenhäusern. Warum sind solche Schnittstellen wichtig?

Krause: Epidemie-Früherkennung und –Bekämpfung erfordert ein gut koordiniertes Zusammenwirken der unterschiedlichsten Berufe und Organisationen, das erfordert gut funktionierende Schnittstellen und ganzheitliche konzipierte Systeme, wie SORMAS.  

In Hinblick auf zoonotische Erreger kann auch der Datenaustausch zwischen Veterinär- und Gesundheitsämtern wertvolle Informationen über ein Ausbruchsgeschehen geben. Ist ein Austausch zwischen Veterinär- und Humanmedizin mit SORMAS ebenfalls möglich?

Krause: Ja, in der Tat, gibt es im Bereich One Health noch besonders viel zu tun, um unterschiedliche Arbeitsfelder zusammenzuführen. Mit Arbeitsgruppen aus Braunschweig, Greifswald, und Ghana arbeiten wir in einem gemeinsamen Projekt daran, SORMAS als Plattform für die Interaktion weiter auszubauen.

Die Translation von Forschungsergebnissen in die Praxis, ist oft nicht trivial. Wie sehen sie Deutschland hier aufgestellt und was würde ihrer Meinung helfen, damit mehr Forschung den Weg in die Anwendung findet?

Krause: Eine besondere Herausforderung für die Translation, stellen die überwiegend kurzen Laufzeiten der typischerweise projektorientierten Forschungsförderung dar. Hier wäre es wünschenswert, dass Fördereinrichtungen und Politik mehr strategischen Mut aufbringen für eine nachhaltigere, programmorientierte Förderung.

 

Interview: Dr. Dana A. Thal, Nationale Forschungsplattform für Zoonosen

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