Passend zur dieser Tage stattfindenden UN-Wasserkonferenz und zur vor wenigen Tagen diskutierten Nationalen Wasserstrategie startete am 16. März die neue Online-Workshopreihe „Zoonosen im Kontext gesellschaftlicher Herausforderungen“ der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen und der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen mit dem Thema Wasserhygiene. Dabei ging es u. a. um Wasser als Übertragungsweg für Zoonosen, Abwasser-Monitoring als Frühwarnsystem und die Auswirkungen von Starkregenereignissen auf das Vorkommen von Erregern in Gewässern.
Abwasser als Informationsquelle
In Deutschland sind wir es gewohnt, dass wir den Wasserhahn aufdrehen und Wasser in Trinkwasserqualität hervorgesprudelt kommt. Um dies zu ermöglichen, wird Abwasser in Deutschland aufwendig aufbereitet. Abwasser selber eignet sich wiederrum als Informationsquelle für eine Vielzahl von Expositionen, wie Arzneimitteln, Toxinen, Pathogenen oder Chemikalien. Wie genau man Abwasser-Monitoring zur Identifizierung viraler Erreger einsetzten kann, erörterte Dr. René Kallies vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung.
Die Verwendung von Abwasser als Informationsquelle hat die Vorteile, dass sich Daten umfassend und anonym auf Gesellschafts-/ Gemeindeebenen kontinuierlich erfassen lassen. Dadurch kann Abwasser-Monitoring einen wertvollen Beitrag zur Gesundheitsversorgung beisteuern. Als Beispiel hierfür nannte Dr. Kallies die Identifizierung des Wildpoliovirus in Abwasserproben in Israel im April 2013, wodurch frühzeitig Präventionsmaßnahmen in der Bevölkerung (Impfungen, Hygienekampagne) eingeleitet werden konnten und eine Etablierung des Erregers frühzeitig unterbunden wurde.
Abwasser-Monitoring als Frühwarn- bzw. Entwarnungssystem
Durch die SARS-CoV-2 Pandemie wurde Abwasser als Informationsquelle neu entdeckt, da sich mit dessen Hilfe bei hohen Fallzahlen Trendverläufe abbilden lassen. Aber auch nicht meldepflichtige Viren sowie neuartige Viren und Virusvarianten lassen sich im Abwasser über Metagenomik- bzw. Metatranskriptomik-Untersuchungen detektieren. Damit ist Abwasser-Monitoring eine geeignete Methode zur kontinuierlichen Überwachung von Einzugsgebieten für z.B. zoonotische Viren, aber auch für bakterielle Erreger und Antimikrobielle Resistenzen.
Erreger in aquatischen Umweltproben
Auch in aquatischen Umweltproben lassen sich verschiedene Erreger nachweisen. Dies liegt unter anderem auch daran, dass Kläranlagen Bakteriophagen, Viren und Bakterien nicht restlos aus Abwässern entfernen, wie Dr. Hans-Christoph Selinka vom Umweltbundesamt erläuterte. Als Beispiel nannte Dr. Selinka Hepatitis E Viren (HEV), die sich in verschiedenen Umweltproben (Abwasser, Oberflächenwasser, Bodenproben) finden lassen. Damit stellt die Umwelt einen potentiellen Übertragungsweg für diesen Erreger dar. Auch bei der aviären Influenza könnten Oberflächengewässer als potentielle Infektionsquelle für Wasservögel dienen.
Abb.: Wasser ist Lebenselixier, aber auch ein potentieller Übertragungsweg für Zoonosen
Klimawandel und wasserbürtige Infektionen
Durch den Klimawandel und damit verbundenen, veränderten Ausbreitungsgebieten könnten zukünftig auch neue zoonotische Erreger in Wasserproben in Deutschland zu finden sein. Zudem treten mit dem Klimawandel auch häufiger Extremwetterereignisse auf, die ein weiteres Risiko für die Zunahme von wasserbürtigen Infektionen sind. Starkregenereignisse können beispielsweise zum kurzzeitigen Anstieg von Erregerkonzentrationen in Flussbadegewässern führen, während Dürren die Notwendigkeit einer Wasserwiederverwendung und damit verbundener Mehraufwand in Wasseraufbereitungsanlagen mehr in den Fokus rücken lassen.
One Health für besseren Gesundheitsschutz
Umweltdaten sind daher eine wichtige Komponente eines Frühwarnsystems für wasserbürtige Infektionen, wobei für valide Monitoringdaten frühzeitig effiziente Nachweisverfahren entwickelt werden müssen. Im Sinne des One Health-Konzeptes sollte die Zusammenarbeit zwischen Gesundheits- und Umweltbehörden in dem Bereich ausgebaut werden. Dr. Selinka zeigte sich jedoch optimistisch, dass die während der Pandemie aufgebauten Kooperationen über Sektorgrenzen hinweg auch über die Pandemie hinaus Bestand haben werden.
Der Workshop hat die Relevanz von Wasser als Verbreitungs- und Informationsquelle für zoonotische Erreger aufgezeigt. Durch den Klimawandel und damit einhergehenden Veränderungen könnte die Bedeutung wasserbürtiger Infektionen zunehmen. Langfristig betrachtet könnte eine enge Zusammenarbeit im Sinne des One Health Ansatzes beim Wassermonitoring daher einen wichtigen Beitrag zum Gesundheitsschutz von Menschen, Tieren und der Umwelt leisten. Mit 300 Teilnehmer:innen war die Veranstaltung restlos ausgebucht, was das große Interesse und die Relevanz der Thematik belegte.
Text: Dr. Dana A. Thal
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