Beim Junior Scientist Zoonoses Meeting 2022 trafen sich Nachwuchswissenschaftler:innen aus der Zoonosenforschung. Für viele war das Treffen in Hannover das erste Treffen in Präsenz seit Beginn der Coronapandemie und eine wertvolle Möglichkeit sich zu vernetzen, Neues zu lernen und die eigene Forschung zu präsentieren.
Nach zwei Jahren im virtuellen Raum kehrte das Junior Scientist Zoonoses Meeting 2022 wieder in die reale Welt zurück. Das jährliche Treffen für Nachwuchswissenschaftler:innen im Bereich der Zoonosenforschung fand vom 23. – 24. Juni in Hannover statt. Bei wunderschönem Sommerwetter und Blick auf das im Tierpark dösende Damwild (Abb. 1) hätten die Rahmenbedingungen nicht besser sein können als Prof. Dr. Thomas Pietschmann (TWINCORE) und Dr. Kim Grützmacher (GIZ/ Museum für Naturkunde Berlin) die Veranstaltung mit spannenden Einblicke in Ihre persönlichen Karrierewege eröffneten. Prof. Pietschmann stellte dabei eine Studie von 1993 vor [1], die aufzeigte, dass Talent alleine nicht ausreicht um exzellent in etwas zu sein, sondern harte Arbeit ein entscheidender Faktor in der Gleichung ist. Ebenso wichtig sei es, eine persönlich passende Balance zwischen Arbeit und Erholung zu schaffen, gute Mentoren an der Seite zu haben, ein gutes Arbeitsumfeld und ein geeignetes Forschungsthema zu haben, sowie Wege zu finden, sich von der breiten Maße absetzten zu können. Wie individuell der eigene Karriereweg sei kann verdeutlichte Dr. Grützmacher mit ihrem inspirierenden Vortrag über ihren eigenen Berufsweg, der sie an die Schnittstelle von Wissenschaft und Politik gebracht hat. Durch die Translation von Forschung in politisches Handeln sieht sie eine Chance den massiven Herausforderungen für die globale Gesundheit durch Klimawandel und Biodiversitätsverlust etwas entgegen stellen zu können.
Abb. 1: Der Blick aus den Tagungsräumen auf den Tierpark Hannover trug zur angenehmen Atmosphäre beim JSZM 2022 bei (Foto: Dana Thal, Zoonosenplattform)
An die Karriereeinblicke schloss sich eine erste Postersession an, in der die Teilnehmenden in kleinen Gruppen ihre eigenen Forschungsarbeiten vorstellten und diskutierten konnten (Abb. 2). Die Diskussionen konnten dann beim Mittagessen auf der schattigen Restaurantterrasse weitergeführt werden.
Frisch gestärkt ging es in den Nachmittag, an dem Dr. Nicole de Buhr (TiHo Hannover) und Dr. Björn Corleis (Friedrich-Loeffler-Institut) ihre Forschungsprojekte unter dem Dach der Zoonosenplattform vorstellten. Hierbei wurden Forschungsdaten zur Rolle von NETs (neutrophil extracellular traps) in Koinfektionen präsentiert sowie ein One Health-Impfstoffansatz gegen Tuberkulose vorgestellt und somit ein kleiner Einblick in die vielfältige Zoonosenforschung in Deutschland gewährt.
Abb. 2: Die Postersessions, bei denen die Teilnehmenden Forschungsergebnisse vorstellen und diskutieren konnten, waren ein wichtiger Bestandteil des JSZM 2022 (Foto: Sebastian Sprengel, Zoonosenplattform)
Bevor sich das Treffen an die Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover verlagerte, wo Prof. Maren von Köckritz-Blickwede einmalige Einblicke in die Arbeit am Research Center for Emerging Infections and Zoonoses (RIZ) und in ein S3 Labor gab, fand die Wahl der neuen Nachwuchsvertretung statt. In der Wahl konnte sich Sabrina Clever, Promovierende and der TiHo Hannover, durchsetzen. Sie wird ab Oktober 2022 die Interessen der Nachwuchswissenschaftler:innen innerhalb der Zoonosenplattform vertreten.
Abb. 3: Der erste Tag des JSZM 2022 wurde bei einem gemeinsamen Besuch beim Italiener über Pizza und Pasta beschlossen (Foto: Zoonosenplattform)
Der zweite Veranstaltungstag startete mit einer internationalen Komponente: Prof. Dr. Lidwien Smit (Utrecht University) stellte ihre Forschungsarbeit zu One Health und Umweltepidemiologie vor. Anhand von Forschungsergebnissen zu Luftbelastungen durch Landwirtschaftsbetriebe, der Distribution von antimikrobiellen Resistenzen in Ökosystemen und den SARS-CoV-2 Ausbrüchen in niederländischen Nerzfarmen, verdeutlichte Prof. Smit wie wichtig es ist, in One Health-Ansätzen die Umwelt nicht außenvor zu lassen. Zudem sei es essentiell im One Health Kontext Kooperationen und Kommunikationskanäle zwischen einzelnen Disziplinen und Ressorts bereits vor einer möglichen Notsituation, wie der Coronaviruspandemie, zu etablieren.
Inspiriert von den vorgestellten Forschungsprojekten an der Schnittstelle von Umwelt, menschlicher und tierischer Gesundheit, starteten die Teilnehmenden in die nächste Postervorstellungsrunde. Nach dem letzten gemeinsamen Mittagessen war das Meeting Methoden in der Zoonosenforschung gewidmeten. Bob Fregin, studierter Elektroingenieur, stellte eine bildbasierte Methode zur Zelldifferenzierung vor, mit der er sich als Doktorand in der Arbeitsgruppe für Biomechanik am ZIK HIKE der Universität in Greifswald beschäftigt. Die Methode erlaubt eine Differenzierung von einzelner Zellpopulationen anhand ihrer biomechanischen Eigenschaften und sorgte dafür, dass ein Ausflug in die Physik von den Teilnehmenden mit großem Interesse verfolgt wurde. Nicht minder interessant war der Vortrag von Dr. Christian Sieben, der die Gruppe Nanoinfektionsbiologie am HZI in Braunschweig leitet und sich mit super hochauflösender Mikroskopie beschäftigt. Die Technik erlaubt es, einzelne Proteine in der Virus-Zell-Interaktion zu visualisieren und so Prozesse sichtbar machen, die das menschliche Auge normalerweise niemals zu sehen im Stande wäre.
Das eigentlich für das Ende des Meetings angedachte Zoonosen-Quiz wurde aus aktuellem Anlass durch einen Beitrag von Dr. Hendrik Scheinemann ersetzt, der am Wehrwissenschaftlichen Institut für Schutztechnologien – ABC-Schutz (WIS) in Munster tätig ist. Denn der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine beeinflusst auch die Zoonosenforschung, sei es durch Desinformationskampagnen oder Schutz vor bzw. Bekämpfung von Zoonosen im militärischen Kontext.
Abb. 4: Teilnehmende des JSZM 2022 in Hannover (Foto: Sebastian Sprengel, Zoonosenplattform)
Mit diesem Exkurs endete das JSZM 2022, welches erneut die Vielfältigkeit der Zoonosenforschung in Deutschland und ihre Relevanz für zahlreiche Herausforderungen unserer Zeit verdeutlichte. Das Engagement und die Energie der Doktoranden und PostDocs, die am Meeting teilnahmen, stimmen zuversichtlich, dass der wissenschaftliche Nachwuchs sich den kommenden Aufgaben annehmen wird und kann. Die Zoonosenplattform wird auch zukünftig versuchen dafür bestmöglich den Weg zu ebnen und Bedank sich an dieser Stelle noch einmal bei allen Referierenden und Teilnehmer:innen des Meetings.
Text: Dr. Dana A. Thal
Verweise:
[1] ERICSSON, TESCH-RÖMER, & KRAMPE Psychological Review 1993, Vol. 100. No. 3, 363-406: The role of deliberate practice in the acquisition of expert performance