Mehr als 300 Wissenschaftler*innen trafen sich am 7. und 8. Oktober 2010 in Berlin zum Nationalen Symposium für Zoonosenforschung
Ob in Lebensmitteln oder im Pelz des friedlichen Haustiers – Erreger von Zoonosen kommen überall vor. Das Vermeiden von Infektionskrankheiten, die von Tieren auf den Menschen und umgekehrt übertragen werden können, ist daher ebenso wichtig und Gegenstand intensiver Forschung, wie die Diagnostik oder die Therapie solcher Erkrankungen. Unter dem Dach der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen finden daher jährlich im Herbst Wissenschaftler*innen der unterschiedlichsten Fachgebiete zusammen, um sich wissenschaftlich auszutauschen und von neuen Erkenntnissen gemeinsam zu profitieren. Dieser interdisziplinäre Austausch ist dabei die Besonderheit des Nationalen Symposiums für Zoonosenforschung, das am 7. und 8. Oktober 2010 mehr als 300 Forscher aus ganz Deutschland und darüber hinaus nach Berlin lockte.
Grußworte der drei Ministerien Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMEL) und Bundesministerium für Gesundheit (BMG) eröffneten das Symposium, gefolgt von Plenumsvorträgen renommierter Wissenschaftler*innen, die den Bogen von Tropenmedizin und Risikobewertung bis zu offenen Fragen in der Parasitologie spannten:
Prof. Dr. Rolf Horstmann (Bernhard-Nocht-Institut, Hamburg) betonte die großen, alltäglichen Herausforderungen für Wissenschaftler*innen, Ärztinnen und Ärzte bei der Bekämpfung von Tropenkrankheiten und zeigte auf, wie Veränderungen von Klima, Hygiene oder Gewohnheiten das Auftreten und die Ausbreitung von Infektionskrankheiten überall auf der Welt nachhaltig beeinflussen können.
Prof. Dr. Dr. Hensel (Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin) fokussierte auf das Vorkommen von Zoonoseerregern im Alltag, beispielsweise beim Zubereiten von Speisen in der eigenen Küche. Seine Ausführungen verdeutlichten die Notwendigkeit von Hygienemaßnahmen im Alltag, die am besten bereits in der Schule vermittelt werden sollten, um Lebensmittelinfektionen effektiver vorzubeugen.
Prof. Dr. Reinhard Burger (Robert Koch-Institut) berichtete ausführlich über die abklingende H1N1-Grippe-Pandemie. Er zog ein Fazit des pandemischen Geschehens und erklärte, weshalb viele Ereignisse während der Pandemie auch für Wissenschaftler*innen und Institute zunächst überraschend waren. Obwohl bekannt war, dass Influenzaviren hoch variabel und in vielen ihrer Eigenschaften schwer vorhersagbar sind, hielt sich das pandemische Virus auch nicht an die wenigen, für Forscherinnen und Forscher bis dahin verlässlichen Merkmale eines neuen Influenzavirus, was insbesondere die Kommunikation mit der Bevölkerung erschwerte. Fehler und Missverständnisse in und mit den Medien waren daher kaum zu vermeiden. Glücklicherweise erwies sich auch die Schwere der Infektionskrankheit als weniger dramatisch als im Frühjahr 2009 befürchtet wurde, wenngleich die Zahl der Influenzatoten die Bedeutsamkeit der Krankheit belegt.
Schwerpunktmäßig widmete sich das Nationale Symposium für Zoonosenforschung in diesem Jahr dem wissenschaftlichen Nachwuchs. Nachwuchwissenschaftler*innen sollte die Gelegenheit bekommen, sich früh in der wissenschaftlichen Laufbahn interdisziplinär zu vernetzten und zu präsentieren. Diplomanden, Doktoranden und Postdoktoranden waren im Vorfeld des Symposiums aufgefordert worden, ihre Projekte für Vorträge einzureichen. Zahlreiche Vorträge in den Parallelsessions, die an beiden Symposiumstagen stattfanden, wurden daher von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern gehalten. Sie stellten neue Erkenntnisse aus den Bereichen Wildtier-Zoonosen, neu- und wiederauftretende Infektionskrankheiten, zelluläre Pathogenese und Immunologie, Epidemiologie und Risikobewertung, Therapie und Resistenz, Infrastruktur, Methoden und Diagnostik vor. Ein besonderes Highlight war die Session "Junior Scientists meet Senior Scientits", in der junge Wissenschaftler*innen erfahrene Forscher*innen zu ihrem Lebensweg und ihrem Schlüssel zum Erfolg befragen konnten. Damit sollte die Vernetzung und der Erfahrungsaustausch über Karrierestufen hinweg erleichtert werden.
Am 7. Oktober erhielt das Plenum der Zoonosenplattform in seiner Mitgliederversammlung einen ausführlichen Überblick über die Aktivitäten des letzten Jahres und wählte den neuen Internen Beirat. Dieser ist das Steuerungsgremium der Zoonosenplattform und jeweils für ein Jahr im Amt. Im Rahmen der Abschlussveranstaltung des Nationalen Symposiums für Zoonosenforschung 2010 wurden die drei Posterpreise bekanntgegeben. Die Gewinner*innen 2010 waren Viktor Merkel (Institut für Hygiene der Universität Münster), Claudia Kohl (Robert Koch-Institut, Berlin) und Imke Bargen (Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung).
Abstractband zum Nationalen Symposium für Zoonosenforschung 2010