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Die Mücke als Überträger

© Pixabay_Jan Mallander

Die Mücke als Überträger

Bestimmte Viren breiten sich über Mücken oder andere Vektoren - wie Zecken - aus. Die Anzahl der Viren, die so verbreitet werden kann, ist hoch – und genauso vielfältig wie die mit ihnen assoziierten möglichen Krankheitsbilder. Ein epidemischer Ausbruch einer so übertragenen zoonotischen Infektionskrankheit ist nur relativ schwer zu verhindern.

 

Anfang 2016 wurden in Brasilien vermehrt Säuglinge mit einer kleinen, unförmigen Schädelform geboren, einer sogenannten Mikrozephalie. Das Resultat: eine lebenslange geistige Behinderung des Neugeborenen. Den Müttern war nur eines im Vorfeld geschehen: Sie wurden – wie wahrscheinlich schon hunderte Male zuvor – von einer Mücke gestochen. Und haben sich so unbemerkt mit dem bis dahin für die breite Öffentlichkeit unbekannten Zika-Virus infiziert.

Bereits im Februar desselben Jahres rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite aus. 220.000 Soldaten waren in den Städten Brasiliens im Einsatz, um den Kampf gegen die Mücken aufzunehmen, indem sie Gärten, Garagen und stehende Gewässer austrockneten. Am 1. Mai 2016 trat in Deutschland eine generelle Meldepflicht für Infektionen, die durch Arboviren (Akronym für arthropode-borne viruses) hervorgerufen werden, in Kraft. Ursache der sogenannten Infektionsschutzgesetz-Meldepflicht-Anpassungsverordnung war das sich auf dem lateinamerikanischen Kontinent rasant ausbreitende Zika-Virus, das zur Gruppe der Arboviren gehört.

Als Arboviren werden diejenigen Viren bezeichnet, die zwischen Gliederfüßern (Arthropoden), zu denen auch Insekten gehören, und anderen Tieren und dem Menschen übertragen werden. Mehr als 350 solcher Arboviren sind mittlerweile bekannt, rund 100 davon sind auf den Menschen übertragbar. Ein Fünftel aller weltweiten Infektionskrankheiten des Menschen gehen auf durch Vektoren übertragene Erreger wie die Arboviren zurück. Dabei spielt der Vektor nur die Rolle des Überträgers: Das ursprünglich in einem Vogel, Nagetier, Affen oder sonstigem Haus- oder Wildtier vorhandene Virus wird etwa von einer Stechmücke aufgenommen und an ihr nächstes „Opfer“ weitergegeben. Die Infektion mit solchen Viren kann komplett asymptomatisch – wie in den meisten Fällen beim Zika-Virus – sein, einen leichten Verlauf nehmen oder gar tödlich enden. Zu den Vektoren gehören neben den Stechmücken auch Zecken, Gnitzen und Sandmücken.

Die Liste der möglichen Arbovirosen – Erkrankungen, die durch Arboviren ausgelöst werden – ist lang und liest sich wenig angenehm. Denn Gelbfieber, Chikungunya, FSME, die Japanische Enzephalitis und das Denguefieber, die sich am schnellsten ausbreitende, von Mücken übertragene Krankheit der Welt, sind Teil dieser Aufzählung.    

Innerhalb des Forschungsnetzes Zoonotische Krankheiten widmet sich die Nachwuchsgruppe ARBOSPREAD den Arboviren. Im Mittelpunkt stehen dabei die Fragen, nach der Höhe der Diversität an unbekannten Viren in ökologisch intakten Ökosystemen, welche ökologischen und genetischen Veränderungen die Ausbreitung dieser Viren beeinflussen und welche Viren zukünftig eventuell Ausbrüche verursachen können. Zur Beantwortung dieser Fragen nimmt ARBOSPREAD Proben sowohl in ökologisch ungestörten Gebieten, wie Regenwald und Savanne, als auch in stark durch Landnutzungsänderungen modifizierten Gegenden in Uganda. Kooperationspartner der Arbeitsgruppe unter der Leitung von Privatdozentin Dr. Sandra Junglen sind unter anderem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Uganda, Namibia und Kenia. Um eine evolutionäre Veränderung der Viren festzustellen, müssen sie penibel identifiziert und untersucht werden. Diese Art der Grundlagenforschung kann helfen, eine Ausbreitung neuer Viren zukünftig eventuell sogar vorherzusagen.  

Kamen bestimmte Krankheitserreger früher nur in klar definierten Regionen vor, breiten sie sich mittlerweile weltweit immer weiter aus. Das Zika-Virus beispielsweise benötigte gerade einmal wenige Monate, um sich nach Brasilien in 60 weiteren Ländern auszubreiten. 2007 waren 15 Infektionen beim Menschen mit dem Virus bekannt, im Februar 2016 waren es 1,5 Millionen bestätigte Fälle allein in Brasilien.

 

Quellen:

  • https://www.bmbf.de/de/schuetzt-artenvielfalt-vor-epidemien-9022.html
  • https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/meldungen/2016/160128-zika-virus.html
  • https://21-million-lights.de/oekologie-und-evolution-arboviren/
  • https://www.lzg.nrw.de/jb2016/texte/Auswertung-Arboviren.pdf
  • https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/arboviren/4724
  • Der Spiegel, 29/2016