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NL5 2023 Artikel 2

„Das Forschungsnetz hat Beiträge zur verbesserten Reaktionsfähigkeit geleistet.“

 

Nach dem Ende der Förderung zieht Christian Drosten, Sprecher des Forschungsnetzes Zoonotische Infektionskrankheiten, ein Fazit.

 

 

Die Förderung für das Forschungsnetz endet, die Verbünde, Projekte und Nachwuchsgruppen laufen aus. Was ist die Lehre aus dieser Verbundförderung?

 

Verbundförderung führt für die teilnehmenden Gruppen zu erleichterten Antrags- und Berichtsvorgängen. Das war im vorliegenden Fall auch so. Wegen der gemeinsamen Verwendung von zum Teil schwer zu gewinnendem Untersuchungsmaterial, beispielsweise von Wildtieren, gab es auch einige Synergien, die zusätzliche Forschung ermöglicht hat. Dafür hatte das Forschungsnetz intern zu vergebende Mittel zur Verfügung, die gut genutzt wurden. Ein besonderes Anliegen war die verbesserte Zusammenarbeit mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst, dem ÖGD, wofür diese Zusatzmittel ebenfalls eingesetzt wurden. Dadurch entstanden  mehrere Forschungsprojekte, die aus dem Bedarf und den Möglichkeiten des ÖGD gestaltet wurden.

 

 

Was kann man aus der Zusammenarbeit, die im Forschungsnetz aufgebaut wurde, für die Zukunft ableiten?

 

In Zukunft sollten große Forschungsinfrastrukturen über einen gesonderten Finanzierungsmodus für die Fachcommunity nutzbar sein. Hierzu gehören beispielsweise Kapazitäten für Tiermodelle, deren Aufbau für die meisten universitären Einrichtungen zu aufwendig ist. Hinsichtlich der Befähigung des ÖGD zur Mitarbeit in Forschungsprojekten sind jeweils eigene Ressourcen notwendig. Eine stärkere Befähigung des ÖGD zu wissenschaftlicher Arbeit würde Innovationen auch in Bezug auf die eigentliche Praxis und Meldetätigkeit des ÖGD befördern.

 

 

Werden die einzelne Forschungsprojekte im Bereich Pandemieprävention durch die Förderung des Forschungsnetzes in Zukunft überflüssig?

 

Das Forschungsnetz wird nicht weiter gefördert. Die mehr als siebzig beteiligten Arbeitsgruppen werden sich andere Finanzierungswege für ihre Forschungsfragen suchen. Pandemiepräventionsforschung gehört in das Spektrum dieser Fragen.  

 

 

Sind wir, auch durch die Forschungsarbeit des Forschungsnetzes, für eine eventuelle weitere Pandemie besser gerüstet?

 

Das Forschungsnetz hat auf technischer und organisatorischer Ebene Beiträge zur verbesserten Reaktionsfähigkeit geleistet. Dies beinhaltet Tiermodelle, Methoden zur Erregeranalyse und -Bewertung, sowie Verbesserungen in der Wissenschaftskultur und Kommunikation zwischen den beteiligten Einrichtungen und gegenüber der Öffentlichkeit.

 

Wie kann sich das Forschungsnetz sinnvoll weiterentwickeln?

 

Die einzelnen Mitglieder des Forschungsnetzes werden in ihren Fachcommunities weiter nach Möglichkeiten zur Verbundförderung durch Quellen außerhalb des BMBF suchen. Seitens des BMBF bestehen derzeit keine konkreten Aufrufe zu neuen Verbundförderungen in diesem Arbeitsfeld. Zur Koordination von Forschungsaktivitäten, allerdings nicht zu deren kostendeckender Finanzierung, hat das BMBF vor kurzem einen Aufruf im Bereich „One Health“ gestartet.

 

 

In Bezug auf Ihre eigenen Forschungsfragen im Forschungsnetz, im RAPID-Verbund: Ist mit der Entwicklung des Impfstoffs gegen Covid 19 auch die Gefährlichkeit vom MERS anders einzuschätzen?

 

Es gibt bereits Impfstoffkandidaten gegen MERS, deren Evaluierung während der Pandemie aber verzögert wurde. Im RAPID-Verbund geht es nur im Nebenaspekt um eine Vakzine, nämlich um die Evaluierung eines bestimmten Vakzine-Kandidaten in Kamelen. Auch diese Arbeiten wurden durch die Pandemie verzögert.

 

 

Wo sind bei SARS-CoV-2 noch die großen Unbekannten? Was kann man noch erwarten, aus Forschungssicht?

 

Es gibt abgesehen von der Impfung jetzt sehr viel von SARS-CoV-2 auf MERS-CoV zu übertragen. Bei SARS-CoV-2 selbst geht es im Moment um die Nachwirkungen, etwa in Form von Long Covid. Dies ist aber ein Bereich, den das Forschungsnetz nicht abdeckt.

 

Das Interview führte Philipp Kohlhöfer.