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NL5 2023 - Artikel 1

Rückblick auf 5 Jahre Forschungsnetz Zoonotische Infektionen

Das Ziel der Förderung war klar: Mit dem „Nationalen Forschungsnetz zoonotische Infektionskrankheiten“ sollte die infektiologische Forschungsförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung nachhaltig um die Zoonosenforschung und die Kooperation zwischen Wissenschaft und ÖGD/Veterinärwesen ergänzt werden. Und dass das sinnvoll ist, sieht man auch ganz ohne eine Corona-Pandemie.

 

Es gibt zahlreiche Kontaktmöglichkeiten zwischen Mensch und Zoonose. Von Fernreisen, über neue Vektoren in heimischer Umgebung, neue Erreger in heimischen Vektoren, unscheinbaren Wildtieren, wie Kleinsäugern, bis hin zu Krankenhausaufenthalten, Bauernhofbesuchen oder Konsum von Milch, Eiern, Fisch und Fleisch: die Möglichkeiten, wie sich Menschen mit Zoonosen anstecken können, sind sehr vielfältig. Zudem können uns mittlerweile Krankheitserreger aus jedem Winkel der Erde in kürzester Zeit erreichen. Gerade vor dem Hintergrund der ökonomischen Nutzung und Übernutzung im Bereich der Landwirtschaft und der Erschließung der letzten unberührten Gebiete, steigt die Gefahr, dass ein Erreger zwischen Tier und Mensch übertragen wird und er damit einen ersten Schritt in Richtung Zoonose machen kann. Epidemien von Ebola, Influenza oder MERS waren prominente Beispiele für zoonotische Infektionskrankheiten der vergangenen Jahre.

Die Förderung des Forschungsnetzes Zoonotische Infektionskrankheiten war daher nur die logische Reaktion auf diese Entwicklung.

 

Für die Zukunft wird eine Weiterentwicklung in Richtung One Health sinnvoll sein. Schließlich ist der Umweltaspekt bei Zoonosen wesentlich, da das Zusammenspiel zwischen Erreger, Vektor, Wirt und Umweltbedingungen entscheidend zur eventuellen Ausbreitung eines Erregers beiträgt. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit hat das Netzwerk hierfür eine Basis geschaffen.

 

Das Forschungsnetz schaffte Verbindungen zwischen den Forschenden als auch zwischen den Verbünden. In den Jahren der Zusammenarbeit konnte Wissen gewonnen werden, dass ohne die Zusammenarbeit nicht entstanden wäre: etwa im Bereich der Next-Generation-Sequencing, zu dem ein verbundübergreifendes Projekt viel Wissen von zahlreichen Akteuren zusammengetragen hat.

Ohne die Förderung hätte es zudem kein Coronavirus-Konsortium gegeben, das so gut vernetzt war. Die Förderung des BMBF hat so ganz konkret dabei geholfen, die Folgen der Pandemie abzuschwächen und besser einzuschätzen. 

 

Selbstverständlich ging nicht alles reibungslos. Die Vernetzung mit dem ÖGD war völlig neu. Aber mithilfe der ÖGD-Projekte, in denen gezielt die Zusammenarbeit gesucht und gemeinsame Forschungsfragen entwickelt und beantwortet wurden, wurden neue Kooperationen begonnen und konnten neue Kontakte geknüpft werden. Dies ermöglichte eine neue Form von Interdisziplinität, die sonst wahrscheinlich nicht zustande gekommen wären, da die klassische Grundlagenforschung mit dem ÖGD bisher nur gelegentlich, z.B. in Ausbruchssituationen, zu tun hatte. Sowohl das Wissen, das dabei entstanden ist, als auch das Verständnis füreinander, wird auch in Zukunft wichtig sein, die im Laufe der letzten fünf Jahre entstandenen Schwerpunkte weiterzuentwickeln. Wenn es gelingt, die komplexen Themen Umwelt, Erreger und Krankheiten noch enger zu verzahnen, wird das sowohl das Wissen über potenzielle Pandemien noch einmal erheblich steigern, als auch dabei helfen, die Gesellschaft besser auf die nächste Pandemie vorzubereiten.