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7 Fragen an … den Verbund RoBoPub

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7 Fragen an … den Verbund RoBoPub

Der Verbund verfolgt als Teil des Forschungsnetzes zoonotische Infektionskrankheiten vor allem den „One Health“-Ansatz, der gleichzeitig human- und veterinärmedizinischer Aspekte berücksichtigt. Teil der Arbeit ist die Erforschung einer saisonalen und weitgehend unbekannte Erkrankung: der Leptospirose. Die Erreger der Krankheit, Bakterien der Gattung Leptospira, rufen im Menschen eine grippeähnliche Krankheit hervor, die in der überwiegenden Anzahl der Fälle mild verläuft, hin und wieder allerdings innerhalb weniger Tage zum Tod führen kann. Potenziell kann die Krankheit jedes Organ betreffen.

 

Leptospiren, die Erreger der Leptospirose, werden hauptsächlich durch den Kontakt mit Ausscheidungen von Nagetieren wie beispielsweise Feldmäusen übertragen. Wie aber kommen die Leptospira-Bakterien in die Maus?

Leptospiren kommen endemisch bei Nagetierpopulationen in Deutschland vor, das bedeutet, dass ein gewisser Prozentsatz (nach derzeitigem Stand gehen wir von ca. durchschnittlich 10% der Nagetierpopulation aus) infiziert ist. Kommen Mäuse von einer infizierten Maus zur Welt, so sind diese zunächst durch maternale Antikörper geschützt. Im Laufe der Zeit verschwinden diese Antikörper und die Mäuse infizieren sich meist durch den direkten Kontakt mit anderen infizierten Mäusen, durchlaufen eine inapparente Infektion, bilden Antikörper aus und scheiden nun selber wieder Leptospiren aus. Und dies meist lebenslang. Kurzum Mäuse infizieren sich eigentlich genauso wie der Mensch, nur dass sie viel näher an den Infektionsquellen, ihren Artgenossen, sind.

 

Gibt es bestimmte Regionen in Deutschland, in denen ein erhöhtes Infektionsrisiko herrscht?

In Deutschland ist die Leptospirose eine meldepflichtige Erkrankung. Die Meldedaten nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) geben keine Hinweise darauf, dass es Regionen mit stark erhöhtem Infektionsrisiko mit Leptospiren gibt. Es sind also keine geographischen Risikogebiete bekannt. Weltweit sind Regionen in den Subtropen und Tropen häufiger betroffen. Dies liegt daran, dass Leptospiren am längsten bei warmen, feuchten Bedingungen in der Umwelt überleben können. Insofern unterscheidet sich die Leptospirose von einigen anderen zoonotischen Erkrankungen, wie etwa der Hantavirus-Erkrankung oder FSME, einer Viruserkrankung, die durch Zecken übertragen wird, bei denen sich klare Risikogebiete identifizieren lassen.  Untersuchungen der Reservoirtiere auf den Nachweis des Erregers (Hantavirus) in Risikogebieten gehen mit einer erhöhten Durchseuchung mit den Erregern (Puumalavirus, Dobravavirus) einher.

 

Können Leptospira-Bakterien in Bade- oder sogar Trinkwasser gelangen?

Leptospiren können im Rahmen von Starkregenereignissen in Gewässer gelangen und zu Leptospirose.-Erkrankungen führen. So kam es im Rahmen von Triathlon-Sportveranstaltungen in Deutschland und Österreich zu Leptospirose-Erkrankungen. Aus Frankreich gibt es eine Veröffentlichung zu Leptospirose-Erkrankungen bei Kanuten nach Starkregenereignissen. Da Trinkwasser aufbereitet ist, sollten Leptospiren in Trinkwasser nach ordnungsgemäßer Aufbereitung und Transport beim Endverbraucher nicht nachweisbar sein. In Deutschland besteht diesbezüglich also keine Gefahr, in asiatischen Ländern wurde dies aber schon nachgewiesen.

 

Hängt das Vorkommen und die Verbreitung des Erregers mit klimatischen Bedingungen zusammen?

Leptospiren überleben vor allem bei warmen und feuchten Umweltbedingungen. Dies ist auch der Grund für ein verstärkt saisonales Auftreten von Leptospirosefällen in Deutschland (Häufungen im Sommer und frühen Herbst) sowie eine Assoziation zwischen Leptospirose-Ausbrüchen bei Feldarbeitern und warmen, regenreichen Wetterbedingungen. Kurzum: In Gebieten mit hohem Niederschlag und warmen Temperaturen haben die Erreger eine bessere Überlebenschance bzw. eine längere Überlebensdauer.

 

Gibt es Fallzahlen oder Statistiken über Leptospirosen bei Haustieren?

Nein, es gibt keine repräsentativen Statistiken für alle Haustiere. Der Nachweis von Leptospiren ist in Deutschland nur beim Schwein und Schaf meldepflichtig. Für die meisten Tierarten gibt es Impfstoffe, die einzeln oder als Kombinationsimpfstoffe für Hund, Katze, Pferd und Rind in Deutschland zugelassen sind. Dabei befinden sich bis zu vier verschiedene serologisch unterschiedliche Leptospirenstämme in den inaktivierten Impfstoffen.

 

Können die Erreger von Mensch zu Mensch übertragen werden?

Infektionen von Mensch zu Mensch sind sehr selten. Übertragungen durch Geschlechtsverkehr und transplazentar während der Schwangerschaft mit Fehl- und Totgeburten als Folge sind selten beschrieben. Dies liegt daran, dass Menschen nach einer Infektion den Erreger nur über kurze Zeit ausscheiden und nicht chronisch wie zum Beispiel Nagetiere.

 

Spielt die Menge der aufgenommenen Bakterien für den Ausbruch der Krankheit beim Menschen eine Rolle?

Davon ist auszugehen, es gibt allerdings keine Informationen zu der Höhe der benötigten Infektionsdosis. Da sich die Leptospiren auch aktiv bewegen können und so in Hautdefekte oder die Schleimhäute eindringen, könnte man mutmaßen, dass eine niedrige Infektionsdosis ausreicht, aber das ist rein spekulativ, weil es hierzu nur Daten von Labornagern gibt.

 

Das Interview wurde schriftlich von Christoph Kohlhöfer mit vier Mitarbeitern des Verbundes RoBoPub geführt.

Koordinationsbüro

c/o Institut für Virologie Charité - Universitätsmedizin Berlin
Campus Charité Mitte
Charitéplatz 1, 10117 Berlin